KUBeX
Im Fokus der bi-nationalen Interventionsstudie KUBeX steht die Untersuchung und Förderung unterrichtsbezogenen Handelns von Lehrpersonen der Sekundarstufe I. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Kompetenzentwicklung angehender Lehrpersonen bezüglich der unterrichtsbezogenen Zusammenarbeit. Das Modell des Kollegialen Unterrichtscoachings sowie das Unterrichten von Biologie werden als Basis und Rahmen genutzt.
Übersicht
Bei der Ausbildung von angehenden Lehrkräften ist die Entwicklung professioneller Handlungskompetenz eine zentrale Aufgabe. Zur Förderung dieser Kompetenz ist die Kenntnis über Beziehungen zwischen deren einzelnen Kompetenzbereichen notwendig. Diese sind noch nicht hinreichend erforscht, ebenso wenig wie die Frage, welche Lerngelegenheiten zur Entwicklung professioneller Handlungskompetenz von Lehrpersonen geeignet sind. Als eine relevante Lerngelegenheit im Studium gilt das Unterrichtspraktikum. Dialogische Unterrichtsvorbesprechungen zwischen Praktikanten und Lehrpersonen können für die Entwicklung der Handlungskompetenz gewinnbringend sein.
Eine andere, wenig erforschte Perspektive bietet das reziproke Coaching zwischen Studierenden. Die bereits vorliegenden Studien weisen hier auf positive Effekte hin. Das wechselseitige Coaching ist aus zwei Gründen attraktiv: Erstens kann die Peerinteraktion eine zusätzliche Lernsituation bieten und zweitens können Erfahrungen zu unterichtsbezogenen Kooperationen gemacht werden, die sich förderlich auf die spätere Kooperationsbereitschaft im Berufsalltag auswirken und damit einen Beitrag zur Unterrichtsentwicklung leisten können.
Es ist anzunehmen, dass der Ansatz des kollegialen Unterrichtscoachings auch im Bereich der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung kompetenzfördernd sein kann. Die Studie fokussiert diesen Bereich, da er sowohl in deutschen als auch schweizerischen Bildungsstandards als zentrales Element verankert ist und aufgrund seiner Komplexität erhebliche Herausforderungen für Lehramtsstudierende bereithält. Hierzu zählen fachliche und fachdidaktische Hindernisse und ungünstige Überzeugungen zum Lernen und Lehren naturwissenschaftlicher Erkenntnisgewinnungsprozesse.
Die länderübergreifende Untersuchung leistet zudem einen Beitrag zur Untersuchung der an den Hochschulen unterschiedlich realisierten Studiengänge.
Professionelle Handlungskompeten:
Professionelle Handlungskompetenz wird als wesentliche Voraussetzung für erfolgreichen Unterricht angesehen. Sie wird nicht eindimensional, sondern als mehrdimensionales Konstrukt betrachtet. Zwischen den einzelnen Facetten bestehen Wechselwirkungen (Baumert & Kunter 2011). Jedoch ist das Zusammenspiel der Aspekte, die für professionelle Handlungskompetenz von Lehrkräften wichtig sind, bislang weitgehend unklar. Ebenso fraglich ist, welche Lerngelegenheiten diese fördern können (Blömeke 2009).
Kooperative Unterrichtsplanung:
Unterrichtsrelevante Kompetenzen entwickeln sich unter anderem aus reflektierten Erfahrungen in authentischen Kontexten (Baumert & Kunter 2011; Neuweg 2004). Demnach ist die Unterrichtspraxis hier eine essentielle Lerngelegenheit (Arnold et al. 2011; Felbrich et al. 2008; Cochran-Smith & Zeichner 2006).
Die Interaktion mit einem kompetenten Gegenüber spielt dabei eine grundlegende Rolle, um Wissen und Können zu erweitern. Wenn sich die Unterrichtsbesprechungen an Coaching- bzw. Mentoringmodellen orientieren, lässt sich der Ertrag intensivieren (Chaliès et al. 2008; Kreis & Staub 2011). Praktika sowohl in Deutschland, als auch der Schweiz werden häufig zu zweit absolviert. Dies bietet die Möglichkeit zu gegenseitiger Unterstützung. Positive Effekte solcher reziproken Coachings zwischen Lehramtsstudierenden wurden bereits nachgewiesen (Zwart u.a. 2007, 2008; Bruce & Ross 2008).
In der Untersuchung wird das „kollegiale Unterrichtscoaching“ eingesetzt, bei dem sich zwei Lehrpersonen in wechselnden Rollen gegenseitig unterstützen. Dies soll zu einem kokonstruktiven und reflexiven Dialog führen. Als wesentliches Element ist die Fokussierung auf fachdidaktische Aspekte vorgesehen.
Kompetenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung
Schüler/innen sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland sollen die Besonderheiten des (natur-)wissenschaftlichen Vorgehens bei der Generierung naturwissenschaftlichen Wissens erlernen. Hierbei spielt das Experimentieren als wissenschaftliches Problemlösen eine zentrale Rolle. In diesem Sinne nimmt das Experimentieren jedoch nur wenig Unterrichtszeit ein (Tesch & Duit 2004; Janik & Seidel 2009; Gyllenpalm & Wickman 2011a, 2011b; Möller & Mayer 2011). Neben institutionellen oder curricularen Gründen kommen als Ursachen hierfür auch ungünstige epistemologische Überzeugungen der Lehrkräfte, unzureichendes Professionswissen oder unzureichendes Wissen zum Lernen und Lehren in Frage (Schneider & Plasman 2011; Riese & Reinhold 2010; Weitzel & Baisch 2011; Gyllenpalm & Wickman 2011b).